Die menschliche Hand, das komplexeste Werkzeug, das die Natur hervorgebracht hat.

Ein Zusammenspiel aus 27 Knochen, 33 Muskeln, 3 großen Nerven und unzähligen Gelenkkapseln und Bändern, dessen Entwicklung vor ca. 380 Millionen aus den Flossen der Urfische begann.

Sie ermöglicht uns eine nahezu unbeschränkte Zahl an Tätigkeiten, von kraftraubenden Kletterbewegungen, bei denen das ganze Körpergewicht auf einzelnen Fingerspitzen hängt, bis hin zu feinsten Präzisionsarbeiten, wie in der Uhrmacherei, oder als teilweiser Ersatz für unsere Augen bei blinden Menschen.

All dies kann die Hand nur dank der ausgeklügelten Mechanik, insbesondere des opponierbaren Daumens und der komplexen Verbindung mit dem Gehirn leisten. Leider gibt es aber auch wenige Körperregionen, in denen schon kleinste Schäden einen so großen Funktionsverlust im Alltag bedingen, wie an der Hand.

Hand

Häufige Erkrankungen/ Verletzungen der Hand

Aufgrund seines speziellen Verlaufes direkt beugeseitig am Handgelenk, in engster Nahebeziehung zu den neun Beugesehnen, mit denen er sich durch die Engstelle des Karpalkanales zwängt, kann es durch unterschiedliche Veränderungen zu einer funktionellen Enge kommen. Dies führt zu einer Kompression des Nerven, mit Gefühlsstörungen und Schmerzen bis hin zum Kraftverlust und Muskelschwund. Da der Nervus medianus an der Hand für die sensible Innervation (das Gefühl) der Handfläche vom Daumen bis zur Innenseite des Ringfingers verantwortlich ist, kommt es durch eine Einschränkung der Nervenfunktion zu einer deutlichen Beeinträchtigung im Alltag und vor allem nächtlichen Schmerzen. Meistens beginnt ein Karpaltunnelsyndrom mit Kribbeln oder Einschlafen der ersten drei Finger und Schmerzen vor allem nachts oder bei statischen Belastungen (z.B. Autofahren, Zeitunglesen).

Karpaltunnelsyndrom

 

Behandlung:

Eine Diagnose kann durch einen Handspezialisten meist rasch gestellt werden. Die genaue Ausprägung der Nervenfunktionsstörung sollte jedoch von einem Neurologen genau ausgemessen werden, um danach eine entsprechende Therapie planen zu können.

In den Anfangsstadien sind spezielle Lagerungsschienen, entzündungshemmende Medikamente und Verhaltensänderungen sinnvoll, vermögen jedoch meist die Beschwerden nur zu lindern.

Ist die Nervenleitgeschwindigkeit bereits über ein gewisses Maß reduziert, empfiehlt sich die operative Therapie. Diese besteht in der Durchtrennung des queren Handgelenksbandes, welches das Dach des Karpalkanales bildet und oft deutlich verdickt ist. Die Operation kann in offener oder endoskopischer Technik durchgeführt werden. Die Schmerzen verschwinden in der Regel direkt nach der Operation. Je nach Dauer der Beschwerden, kann es jedoch bis zu einigen Monaten dauern bis sich der Nerv vollständig erholt.

Deutlich seltener, aber nicht weniger störend ist das Kompressionssyndrom des Nervus ulnaris im Bereich der Loge de Guyon. Es handelt sich dabei um eine Engstelle zwischen Erbsenbein und Hakenbein beuge-ellen-seitig an der Handwurzel. Meist kommt es durch ein Ganglion oder Fehlbelastungen (z.B. Krückengehen, Radfahren) zu einer Einengung des Nerven. Dies führt zu typischen Beschwerden im Sinne des Kribbelns und Einschlafen des Klein- und Ringfingers. In der vollen Ausprägung kommt es auch zu einer Schwäche der kleinen Handmuskeln, welche für das Spreizen der Finger verantwortlich sind.

Behandlung:

Aufgrund der häufigen, raumfordernden Ursachen empfiehlt sich die Anfertigung eines MRT oder einer Sonographie. Eine Nervenleitgeschwindigkeit sollte ebenfalls durchgeführt werden, ist jedoch weniger aussagekräftig als beim Mittelhandnerven.

Sind die Beschwerden durch eine äußere Kompression bedingt, genügt es meistens hier sein Verhalten zu verändern. Dies führt meist innerhalb einiger Wochen zu einem Verschwinden der Beschwerden.

Ist jedoch ein Ganglion oder eine knöcherne Fehlstellung das Problem, bedarf es meist einer operativen Therapie. Dabei wird, auf der einen Seite versucht, die Ursache soweit als möglich zu beheben und gleichzeitig der Ellennerv freigelegt.

Hierbei handelt es sich um eine schubhaft ablaufende, strangartige Bindegewebsverdickung in der Hohlhand, meist im Bereich des 4. und 5. Fingers, welche durch Verkürzung zu einer Bewegungseinschränkung der Finger führen.

Die Ursachen sind nicht genau geklärt, es besteht jedoch eine genetische Komponente. Männer sind deutlich häufiger betroffen.

Morbus-Dupuytren

Behandlung:

Die Diagnose ist durch einen Handspezialisten einfach zu stellen und bedarf meist keiner weiterführenden Diagnostik. Je nach Ausprägung kommen anfangs Dehnübungen sowie lokale Maßnahmen zur Anwendung. Manchmal kommt es spontan zu einem Stillstand der Strangbildung.

Sollten die Stränge und die damit verbundene Bewegungseinschränkung jedoch als störend empfunden werden, empfiehlt es sich diese zu durchtrennen oder ganz zu entfernen. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten, von der sogenannten Nadelfasziotomie über das Einspritzen bestimmter Enzyme (Kollagenasen) bis hin zur offenen Strangentfernung.

Ich bespreche mit Ihnen gerne welche Therapie für sie in Frage kommt.

Bei einem Ganglion, umgangssprachlich auch als Überbein bezeichnet, handelt es sich um eine prallelastische Ausstülpung der Gelenkkapsel oder der Sehnenscheide. Diese können an unterschiedlichen Lokalisationen im Bereich der Hand auftreten. Anfangs, wenn das Ganglion noch klein ist, sind auch die Beschwerden meistens gering. Kommt es jedoch durch einen chronischen Reizzustand zu einer vermehrten Flüssigkeitsproduktion im Gelenk und damit einer Größenzunahme des Ganglions, können Schmerzen und eine Bewegungseinschränkung die Folge sein. In seltenen Fällen kann es durch eine besondere Lage und Größe auch zur Kompression von Nerven oder Gefäßen kommen.

Handgelenksganglion Handgelenksganglion

Behandlung:

Die Diagnose ist durch einen Handspezialisten leicht zu stellen und kann mittels Ultraschall bestätigt werden. Eine MRT ist nur in speziellen Fällen notwendig.

Da es sich um eine gutartige Veränderung handelt, ist eine Behandlung nur bei Beschwerden notwendig.

Sollte das Ganglion durch eine Überbeanspruchung aufgetreten sein, kann es genügen das Handgelenk für eine kurze Zeit ruhig zu stellen und eine entzündungshemmende Therapie einzuleiten. In ausgewählten Fällen kann auch eine Punktion eine zumindest kurzfristige Beschwerdefreiheit erzielen. Meist füllt sich jedoch der vorhandene Hohlraum nach kurzer Zeit wieder.

Als ursächliche Therapie empfiehlt sich daher die operative Entfernung. Dies kann entweder mittels eines kleinen Hautschnittes oder endoskopisch erfolgen. Welche Therapie für sie die Optimale ist bespreche ich gerne persönlich.

Der Bruch der körperfernen Speiche, im Bereich des Handgelenkes, ist der häufigste Knochenbruch des Menschen. Durch einen Sturz auf den ausgestreckten Arm kann es, je nach Richtung der einwirkenden Kraft, zu einem Verkippen der Gelenksfläche nach streck- oder beugeseitig kommen. Sollte der Bruch deutlich verschoben sein, kommt es zur typischen Bajonett-Fehlstellung. Das Handgelenk ist stark schmerzhaft, geschwollen und es kann beim Bewegen zum sogenannten Krepitieren (Reiben von Knochen auf Knochen) kommen.

Speichenbruch Speichenbruch

Behandlung:

Im Regelfall erfolgt die Diagnose, neben der meist eindeutigen Klinik, durch Anfertigung von Röntgenbildern in 2 Ebenen. Danach sollte der Bruch, wenn verschoben, schmerzfrei reponiert und mittels Unterarmgips ruhiggestellt werden. Bei komplexen Brüchen empfiehlt sich die Durchführung einer Computertomographie, um die Gelenksflächenstellung besser beurteilen zu können. Eine akute Operation ist meist nicht notwendig.

Handelt es sich um eine stabile Fraktur mit akzeptabler Stellung der Gelenkflächen, kann eine konservative Therapie mit einer Ruhigstellung für 4 bis 6 Wochen, gefolgt von einer entsprechenden Physiotherapie eingeleitet werden. Sollte jedoch eine deutliche Trümmerzone und eine Fehlstellung der Gelenkflächen vorliegen, empfiehlt sich die operative Therapie. Diese kann mittels Stiften, Schrauben und Platten in offener oder arthroskopischer Technik durchgeführt werden.

Frakturen im Bereich der Mittelhand und Finger entstehen meist durch eine direkte Krafteinwirkung wie einen Schlag oder Sturz. Je nach Lokalisation und Typ des Bruches kann es dabei zu komplexen Fehlstellungen kommen, welche ohne adäquate Therapie zu massiven Einschränkungen der Handfunktion führen können.

Mittelhandbruch Mittelhandbruch Mittelhandbruch

Behandlung:

Neben der klinischen Untersuchung, insbesondere der Detektion von Rotationsfehlern der Finger beim Faustschluss, wird die Diagnostik durch Anfertigung von Röntgen ggf. CT Bildern ergänzt.

Zeigen sich dabei Fehlstellungen, welche die Funktion der Hand dauerhaft beeinflussen können, empfiehlt sich die operative Korrektur und Stabilisierung des Bruches, um eine frühfunktionelle Behandlung durchführen zu können. Natürlich können viele Brüche auch konservativ behandelt werden, wobei jedoch immer eine möglichst kurze Ruhigstellung anzustreben ist, um Verklebungen und damit Bewegungseinschränkungen zu vermeiden.

Das Daumensattelgelenk ermöglicht die Gegenüberstellung (Opponieren) des Daumens, welches nur bei wenigen Affenarten und natürlich dem Menschen möglich ist. Aufgrund dieser hohen Bewegungsfreiheit und der großen Belastungen beim Greifen, kommt es nicht selten zu Verschleißerscheinungen bis hin zur manifesten Rhizarthrose, mit ihrem typischen Erscheinungsbild. Frauen sind davon deutlich häufiger betroffen.

Behandlung:

Durch einen Handspezialisten lässt sich die Diagnose nach einer klinischen Untersuchung und Anfertigung von Röntgenbildern schnell stellen. Je nach Ausprägung des Gelenkverschleißes, welcher im Röntgen zu beurteilen ist, wird die Rhizarthrose in verschiedene Stadien eingeteilt.

Anfangs steht, wie bei allen Arthrosen, der Belastungs- sowie morgendliche Anlaufschmerz im Vordergrund. Dieser wird vor allem durch eine Entzündung der Gelenkinnenhaut verursacht. Daher können in diesem Stadium lokale Maßnahmen, entzündungshemmende Medikamente, sowie die Infiltration mit unterschiedlichen Substanzen in Kombination mit einer kurzfristigen Ruhigstellung eine Beschwerdebesserung erzielen.

In fortgeschrittenen Stadien mit hochgradiger Einschränkung bevorzuge ich die Implantation einer Daumensattelgelenksprothese, gegenüber der „klassischen“ Resektionsarthroplastik, bei der ein Gelenkteil (Os trapezium) einfach entfernt wird.

Die MotoGP-Volkskrankheit erklärt vom Sportarzt
Ordination Dr. Philipp Schultes

TERMINVEREINBARUNG